Insider- und Fachbegriffe sowie Kürzel aus der Welt des motorisierten Zweirads tauchen allerorten auf. Doch wer kennt schon alle Bedeutungen oder kann immer auf Anhieb sagen, was genau gemeint ist. Daher setzen wir mit diesem WochenendCheck auf vielfachen Leserwunsch unsere Wortschatz-Reihe fort.

Wobble
Wörtlich aus dem Englischen übersetzt bedeutet wobble wackeln oder flattern. In der Motorradwelt steht der Begriff für Fahrwerksunruhen in Form von Lenkerflattern. Alternativ wird auch von Shimmy gesprochen.
Wobble (oder Shimmy) entsteht am Vorderrad bevorzugt im Geschwindigkeitsbereich zwischen 60 und 100 km/h. Dabei kommt es zu einem schnellen Schwingen des Lenksystems (Vorderrad, Gabel und Lenker) um die Lenkachse, das sich selbst verstärken kann. Solange man den Lenker fest im Griff hat, ist das Resonanzflattern relativ ungefährlich. Allenfalls spürt man (mehr oder weniger) leichte Vibrationen im Lenker.
Verlässt man den kritischen Geschwindigkeitsbereich durch Verzögern oder Beschleunigen, hört das Flattern meist von selbst auf. Falls nicht, sollten Fahrwerk und Reifen auf Defekte überprüft werden.

IMU
Inertial Measurement Unit, oder kurz IMU, heißt der kleine, am Motorrad verbaute „Zauberkasten“, der die Motorradelektronik mit fahrdynamischen Informationen füttert und damit die Arbeit vieler elektronischer Fahrer-Assistenzsysteme wie Schräglagen-ABS, Abhebeerkennung, schräglagensensible Traktionskontrolle, Kurvenlicht oder auch semiaktive Fahrwerke ermöglicht bzw. perfektioniert.
Vereinfacht gesagt handelt es sich bei der weniger als 40 Gramm wiegenden Gyrosensorbox um eine Trägheitsmesseinheit, in der Beschleunigungs- und Drehbeschleunigungssensoren fortlaufend Daten für die exakte Positionsbestimmung des Motorrads im dreidimensionalen Raum produzieren. Daraus „errechnet“ die Motorelektronik eine große Vielzahl an Fahrzuständen, auf die die jeweiligen Steuergeräte durch regelnde Eingriffe reagieren können.

Kippmoment
Das (mechanische) Kippmoment ist ein Drehmoment. Es ist der Punkt, an dem eine Krafteinwirkung auf einen Körper groß genug ist, um ihn zum Kippen zu bringen. In Bezug auf das Motorradfahren in Kurven ist dies der immer wieder gerne genossene Moment, an dem das Motorrad in Schräglage geht, um die anstehende Biegung zu durchfahren.
Physikalisch passiert dabei Folgendes: Durch Setzen eines Lenkimpulses (Lenkereinschlag) wird auf die Kreiselkräfte des rotierenden Vorderrads eine Störkraft ausgeübt. Zudem wird der Reifen in einen Schräglauf gebracht. Der Effekt: Das Vorderrad kippt aus der Senkrechten und die Maschine fällt in Schräglage.

Scrambler
Irgendwas geländetauglicheres, aber keine Enduro? So könnte man es umreißen. Scrambler, auf Deutsch in etwa „Kletterer“, waren in den 1950 und 60er Jahren ein erster Versuch, Straßenmotorrädern durch einige Umbaumaßnahmen Geländegängigkeit anzuerziehen.
Heute ist es weniger die Funktion als die Form, die den aktuell wieder sehr beliebten Motoradtyp Scrambler definiert. Typische Designelemente sind grobstollige Bereifung, veränderte Schutzbleche, ein breiterer Lenker, oft auch eine flache, (nahezu) stufenlose Sitzbank sowie eine höher verlegte Auspuffanlage.
In vielen Fällen sind die Exemplare dann tatsächlich etwas besser geeignet für schlechte Wegstrecken als ihre verwandten Straßenmodelle. Insgesamt aber steht der Begriff Scrambler heute für klassisch gestylte Naked-Bikes mit Offroad-Optik.