Radiowellen sind allgegenwärtig. Die Erdatmosphäre ist eine Quelle dieser elektromagnetischen Strahlung, und auch viele Himmelskörper senden Radiowellen durchs All. Nachdem Heinrich Hertz ihre Existenz 1886 nachgewiesen hatte, begann man die Wellen technisch zu nutzen, etwa beim drahtlosen Rundfunk. Am 7. Mai 1895, also vor ca. 126 Jahren, präsentierte Alexander Popow in Sankt Petersburg erstmals eine Versuchsanordnung, aus der ein Funkempfänger hervorging, den alle heute unter dem Namen Radio kennen und nutzen.

Rundfunk, Fernsehen oder etwa die Mikrowelle sind nicht die einzigen Anwendungsbereiche. Auch die Radartechnologie basiert auf Radiowellen. Neben den allseits bekannten Radarkontrollen könnten Motorradfahrer in Zukunft verstärkt von dieser Technik profitieren. Die ersten Hersteller bieten bereits Motorräder mit radarbasierten Abstandstempomaten und Totwinkelwarnern an.

Ein amerikanisch-deutsches Forscherteam hat kürzlich ein Radarsystem entwickelt, mit dem Fahrzeuge Objekte erfassen können, die sich hinter einer Ecke, also außerhalb der Sichtlinien befinden. Zum Einsatz kommen dabei ganz normale Radarsensoren. Diese empfangen und verarbeiten Radiowellen, die von Oberflächen wie Hauswänden oder auch geparkten Autos reflektiert werden. Eigens entwickelte Algorithmen erlauben es, anhand dieser relativ schwachen Signalmuster zu erkennen, ob die Wellen von einem sich fortbewegenden Radfahrer oder Pkw zurückgeworfen werden.

Ein anderer Weg zur Fahrzeugerkennung führt über die Technik der intelligenten Verkehrsvernetzung (V2X). Hier identifizieren sich die Fahrzeuge über ein Funknetzwerk eigenständig und tauschen unter anderem sicherheitsrelevante Informationen aus. Ein Motorradfahrer kann so frühzeitig über noch nicht sichtbare Fahrzeuge in der Umgebung informiert und bei einer gefährlichen Annäherung gewarnt werden.

Ob radarbasiert oder als eigenständige Fahrzeugkommunikation: Die so ermöglichte Kollisionswarnung wäre ein echter Sicherheitsgewinn. Doch bis ein Motorrad oder Roller quasi um die Ecke gucken kann, wird es noch ein wenig dauern. Solange muss der Fahrer wie gehabt „konventionell“ vorgehen und auf Sicht fahren. Wenn die Verkehrslage unklar ist, heißt das Geschwindigkeit reduzieren und bremsbereit sein. Dabei darf gerne auch mal eine unübersichtliche Kreuzung im Schritttempo überquert werden, trotz Vorfahrt, und auch wenn es schwerfällt, den Fahrfluss zu unterbrechen.