Es soll ja immer noch Menschen geben, die davon überzeugt sind, unter kundiger Hand lasse sich ein Motorrad ohne ABS immer noch schneller stoppen als mit ABS. Unter sehr speziellen „Labor“-Bedingungen hatte das mal kurz gegolten, doch diese Zeiten sind längst vorbei.

Tatsache ist: Als die ersten Motorräder mit der ersten Generation von Antiblockiersystemen vor Jahrzehnten auf den Markt kamen, ist es einigen sehr versierten Motorradfahrern tatsächlich gelungen, mit einer extremen Geradeausbremsung auf trockenem und haftfreudigem Untergrund ohne ABS einen etwas kürzeren Bremsweg zu erzielen als mit der ABS-bestückten Bremse.

Aber schon damals sah die Sache auf nasser Fahrbahn ganz anders aus. Ganz zu schweigen von der Bewältigung so genannter Reibwertsprünge, die entstehen, wenn sich die Beschaffenheit der Fahrbahn verschlechtert, beispielsweise durch Nässe oder Sand. Das daraus resultierende urplötzliche Nachlassen des Grips konnte ein ABS schon immer besser bewältigen als Fahrerinnen oder Fahrer.

Moderne ABS arbeiten schon lange so effizient, dass selbst Profis ihnen in auftretenden Notsituationen ohne ABS nicht das Wasser reichen können.

Es bleibt festzuhalten: Egal, ob ältere oder neue ABS, beide erzielen nachweislich bessere Bremsleistungen, als sie durchschnittliche Motorradfahrende ohne ABS erreichen können.

Wichtig ist aber vor allem, dass sich jeder Motorradfahrende intensiv mit dem Bremssystem seines Fahrzeugs auseinandersetzt und auch weiß, wie man im Ernstfall die optimale Leistung des Systems erzielt. Die Betriebsanleitung erklärt dies in der Regel.

Unter fachlicher Anleitung gelingt dies meist am besten. Stichwort: Motorradtraining.